Herr Kim, unser deutschsprachiger Reiseleiter, ist über 60 und noch fit wie ein Turnschuh.
Wenn wir es richtig verstanden haben, ist Herr Kim darüber hinaus auch Chef aller deutschsprachigen nordkoreanischen Guides und kommt immer dann zum Einsatz, wenn es Reisegruppen gibt, die irgendwelche Besonderheiten aufweisen.
Und das waren wir in doppelter Hinsicht. Nicht nur dass wir den Wunsch angemeldet hatten, in Nordkorea auch streckenweise mit dem Einrad unterwegs zu sein, auch die schiere Dauer unseres Aufenthalts wich vom sonst üblichen Rahmen etwas ab.
Selbst Prof. Rüdiger Frank, der Nordkorea-Experte im deutschen Sprachraum schlechthin, nimmt wohl hin und wieder seine Dienste gerne in Anspruch.
Herr Kims Albtraum sind Undercover-Journalisten, die getarnt als harmlose Touristen immer auf der Suche nach passenden Fotomotiven sind, die sie später für irgendwelche sensationellen Stories ausschlachten können.
Das Mütterchen mit einem Bündel Holz auf dem Rücken muss dann als Kronzeugin für die wegen Brennstoffmangels kurz vor dem Kollaps stehende Nordkoreanische Wirtschaft herhalten.
Herr Kims größte Sorge war, dass wir – erst einmal wieder in Deutschland – ein Buch schreiben würden, das Nordkorea und nebenbei auch ihn in einem schlechten Licht dastehen lassen könnte.
Obwohl wir ihm versicherten, dass wir nichts dergleichen vorhaben, konnten wir seine Bedenken nicht vollständig ausräumen.
In der Vergangenheit wurden er wohl nach eigener Aussage mehrfach von seiner Dienststelle in der staatlichen Tourismusbehörde auf missliebige Inhalte von Veröffentlichungen hingewiesen, die von durch ihn betreuten „Touristen“ stammten.
(Unser Hinweis, dass wir über unsere Erlebnisse fortlaufend in einem Blog berichten, schien ihn aber nicht sonderlich zu beunruhigen.)
Wir werden uns daher bei der Interpretation dessen, was Herr Kim uns auf der Reise erzählte, sehr zurückhalten und ihn stattdessen selbst zu Wort kommen lassen.
Das folgende Video fasst einige seiner Ausführungen zusammen, denen wir während stundenlanger Busfahrten lauschen durften.